Historie
Blick in die Geschichte der Harzburger Musiktage
Gründung
Als die ersten Harzburger Musiktage 1970 erklangen, ahnte niemand, dass diese Konzertreihe 1988 die Anerkennung als Internationale Festspiele erhalten würde. Die Kontakte zu Luz Leskowitz kamen durch den Berliner Pianisten Prof. Rudolph Schmidt, der oft im Sanatorium am Burgberg zu Gast war, zustande. Mit ihm spielte der Violinist Luz Leskowitz im alten Casino, dem heutigen Kurzentrum, Konzerte bei Kerzenschein. Luz Leskowitz fand schnell die Unterstützung der konzertbegeisterten Bürger und Gäste der Kurstadt. Er selbst benennt als seine Förderer der ersten Stunde Regierungspräsident Prof. Dr. Willi Thiele, Bürgermeister Fritz Ahrens, Stadtdirektor Hubert Heiduk, Kurdirektor Wilhelm Iwen, Helmut Müller und Herbert Ahrens, die in Wort und Bild die Harzburger Musiktage prägten.
Gesellschaft zur Förderung der Harzburger Musiktage
Die Gesellschaft zur Förderung der Harzburger Musiktage wurde am 1. Juli 1972 gegründet. Die Gesellschaft konnte durch ihre Vereinsbeiträge von durchschnittlich 240 Mitgliedern sowie Spenden und Mitteln des Landes, der Stadt, des Kurbetriebes und – bis 1990 – der Zonenrandförderung die Finanzierung der Harzburger Musiktage sicherstellen. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands standen immer weniger finanzielle Mittel der öffentlichen Hand zur Verfügung. So wurde es für die Fördergesellschaft, um Ausstrahlung und Qualität des Musikfestivals zu erhalten, zur zwingenden Aufgabe das Management zur Vorbereitung und Durchführung der Festspiele neu zu konzipieren. Die Fördergesellschaft gewann eine Sponsorenschaft aus Kulturstiftungen und namhaften Unternehmen. Die Besucherzahlen der Konzerte stiegen, Gäste kommen von nah und fern, aus anderen Bundesländern und aus dem benachbarten Ausland. Man würdigt die familiäre Atmosphäre während der Festspiele und die Nähe zu den Künstlern.
Die Musiker selbst loben die persönliche Betreuung und die künstlerischen Möglichkeiten solistisch zu wirken und auch im Ensemble zu musizieren. Insbesondere dieser unverwechselbare Geist zeichnete die Harzburger Musiktage aus.
Hohe Kunst durch weltbekannte Solisten und Ensembles
Wo anfangen? Zu den bedeutendsten Pianisten der Harzburger Festspiele gehören Jörg Demus, Norman Shetler, Lory Walfisch, Peter Rösel, Paul Badura-Skoda, Ingrid Heabler, Detlef Kraus, Jeremy Menuhin.
Aus der Instrumentenfamilie der Streicher begeisterten Luz Leskowitz, Willi Beh, Claudia Schneider, Igor Oistrach mit der Violine. Ernst Walfisch und Vladimir Mendelssohn mit der Viola, die Cellisten Heidi Litschauer, Julius Berger, Maria Kriegel und David Geringas sowie am Kontrabass Ludwig Streicher und Mette Hanskov.
Bläser kennzeichneten ebenso die Szene der Harzburger Musiktage: Wolfgang Schulz (Flöte), Karl Leister (Klarinette), Hans-Jörg Schellenberg (Oboe), Milan Turkovic (Fagott), alle Solisten der Berliner und der Wiener Philharmoniker. Durch den berühmten Hornisten Hermann Baumann kamen ab 1984 im Rahmen eines Internationalen Naturhorn-Wettbewerbs namhafte Hornisten als Juroren und Solisten in die Kurstadt. Unvergessen bleibt aus dieser Zeit das Schumann-Konzert für vier Hörner und Orchester mit Hermann Baumann, Ab Koster, Lowel Greer und Bernard LePogam. Strahlende Trompeter begeisterten die Konzertbesucher in der Lutherkirche, darunter Edward Tarr, André Bernard, Hakan Hardenberg und Matthias Höfs.
Brilliante Konzerte erlebten die Festspiele mit den berühmten Harfinistinnen Jutta Zoff und Giselle Herbert, sowie Ruth Konhäuser mit dem ersten deutschen Harfenensemble.
Große Sängerinnen und Sänger traten in Bad Harzburg auf: Ingeborg Hallstein, Peter Schreier, Elly Ameling, Hermann Prey, Anneliese Rothenberger, René Kollo, Karl Ritterbusch, Nicolai Gedda, Edith Wiens und Theo Adam, die den Harzburger Musiktagen besonderen Glanz verliehen.
Die Liste der Orchester und Ensembles reicht von der Radiophilharmonie Hannover des NDR über das Staatsorchester Braunschweig, das Göttinger Sinfonie-Orchester, die Klassische Philharmonie Telekom Bonn, das Philharmonisches Kammerorchester Stuttgart, das Badisches Kammerorchester, die Camerata Academica des Mozarteums Salzburg, die Salzburger Solisten und das Ensemble Wien-Berlin bis zum Voces-Quartett.
Als Dirigenten seien Roland Bader, Heribert Beißel, Paul Angerer, Manfred Scherzer und Jonas Alber genannt.
Wechselnde Konzertstätten und Themen
Waren die Konzerte in den ersten Jahren im Kursaal wie auch Parksaal des Kurhauses ausgerichtet worden, gaben später zusätzlich die Lutherkirche und die Kaiserpfalz Goslar den Konzerten ein besonderes Fluidum. Ein reizvolles Flair vermittelt der Rittersaal im Bündheimer Schloß zu Kammerkonzerten.
Im zweiten und dritten Jahrzehnt der Harzburger Musiktage standen die Konzertreihen oft unter einem besonderen Gesamt-Motto, z.B. "Dänemark zu Gast". Es musizierten hochrangige dänische Künstler, Prinzessin Benedikte kam als Ehrengast. Ähnlich vertreten waren bei den Festspielen Frankreich und Österreich sowie die Musikmetropolen Dresden, Berlin und Hamburg.
Die Harzburger Musiktage boten Rahmenprogramme wie Matineen mit heimischen Musikgruppen, Musikinstrumenteausstellungen, "Musikcircus" für Kinder in Schulen, Ballett-Darbietungen, Jazz-Konzerte und Musik zum Gottesdienst in Kirchen.
Ensemble-Gründungen der Harzburger Musiktage
Gegründet wurden während der Harzburger Musiktage auch zwei Ensembles. Den Anfang machten die Salzburger Solisten, als sie 1979 in der Kaiserpfalz mit Luz Leskowitz, Claudia Schneider, Paul Roczek, Ulrich von Wrochem, Julius Berger, Matthias Feile und Mette Hanskov ihr Gründungskonzert gaben. Ihr 20 jähriges Jubiläum wurde 1999 begangen. Das Ensemble Wien-Berlin gab 1989 in Bad Harzburg ein brillantes Konzert. Die Bläser Wolfgang Schulz, Flöte, Karl Leister, Klarinette, Hans-Jörg Schellenberger,Oboe, Günter Högner, Horn und Milan Turkovic, Fagott waren gefeierte Mitglieder im Gründungsjahr.
Autor: Christel Wollenzien-Müller